Ich kam am letzen Sonntag dazu mit einer guten Freundin bei ihr das neue Steckenpferd von Nintendo™ zu spielen:
Super Mario World 3D – Nein! – Super 3D Mario World… auch nicht… Super Mario 3D World
(Im Namen ausdenken war Nintendo ja noch nie der Klassenstreber…)
Mir sind beim kurzen anspielen über ca. 1,5 Stunden ein paar Sachen aufgefallen:
- Nintendo kann ein Super Mario-Spiel auch ohne “Damsel in Distress” (Wikipedia) herausbringen.
Mir ist natürlich bewusst, dass es bereits Spiele im Mario-Universum gegeben hat, in denen es nicht darum ging Prinzessin Peach (oder Daisy) aus den Händen derGroßen KoalitionSchild-Eidechsen-Kröte Bowser zu retten. Diese waren aber meistens nicht die neuen „Major Lineup-Games“, womit die aktuelle Konsole angepriesen wurde. Vornehmlich fallen einem hier natürlich hier die Mario-Rennspiele ein. Trotzdem sind diese Titel eine Seltenheit.
Um euch nur minimal zu Spoiler: Es geht diesmal darum kleine Feen (eines pro Welt) vor Bowser zu retten.
Ja, okay… Der Fortschritt ist nicht riesig, aber trotzdem etwas anderes. Und ich möchte behaupten, dass das Spiel hiermit genauso gut funktioniert, wie es dies täte, wenn unsere rosa-tragende Freundin (mal wieder *rolleyes*) von Bowser verschleppt worden wäre.
Einer der Gründe für diese Änderung der Beweggründe könnte der nächste Punkt sein: - Prinzessin Peach ist wieder ein spielbarer Charakter.
In den vergangenen Mario-Titeln übernahm Peach (wie bereits erwähnt) immer nur die Nebenrolle der „Jungfer in Not“ ein. Nun ist sie (wieder) ein spielbarer Charakter. Und abgesehen von Mario Kart™ und Smash Bros.™ ist dies eine absolute Seltenheit. Selbst in den letzen beiden Mario World-Spielen, und obwohl man dort mit bis zu vier Spielern gleichzeitig spielen konnte, gab es keine Möglichkeit Peach als spielbaren Charakter auszuwählen. Stattdessen wurden wir mit zwei verschieden-farbigen Ausführungen von Toad abgespeist.
Zugegebenermaßen hätte es in den vorherigen Spielen durchaus seltsam gewirkt, wenn man Peach hätte spielen können und sie (von der Story her) gleichzeitig retten sollte – aber dies ist ein typisches Henne-Ei-Problem.
Übrigens ist Peach als überhaupt nicht schwach, sondern hat durch ihre besondere Fähigkeit (kurzes “gleiten” durch die Luft) in manchen Situation einen guten Vorteil gegenüber den anderen spielbaren Charakteren.
Ich weiß nicht, ob irgendwer bei Nintendo den magischen, roten Schalter gefunden hat, womit eingesehen wurde, das auch genügend Frauen Videospiele spielen und diese auch gerne einen weiblichen, spielbaren (!) Charakter hätten – aber ich hoffe dieser Schalter bleibt umgelegt. - In den Büros von Nintendo gibt es weiterhin das beste Dope der Spielebranche.
Das sich Nintendo gerne neue Anzüge (und damit auch Fähigkeiten) für das Mario-Universum ausdenkt, ist bekannt und beliebt. Aber dieses mal haben wurden die Pilze eindeutig auch von den Entwicklern verspeist. Mario und seine Freunde in Katzen-Outfits. Sie können kratzen, setzen sich auf ihre Hintern, miauen und Wände hochklettern. Es gibt nun die “Doppelkirschen”, welche euren Charakter vervielfachen. Und so kann es passieren, dass ihr mit vier Peach‘s in Katzenkostümen, gleichzeitig, durch die Welt hopst. - Dieser Mario World-Titel hat sich sehr an Mario 64™ orientiert.
Dies soll nicht als negativer Kritikpunkt angeführt werden, denn immerhin hat Mario 64™ damals Standards für die Spielebranche gesetzt, und war auch eines der beliebtesten Spiele seiner Zeit (und immer noch). Der aktuelle Titel hat Anleihen eines Sandboxed-Open-World-Spiels (ähm… ja…) – auf jeden Fall spielt ihr nicht den typischen Sidescroller, sondern könnt euch auch dreidimensional durch die Level bewegen. Dies funktioniert ab und zu recht gut, meistens ist man aber vollkommen aufgeschmissen, wohin man gerade springt.
Ansonsten sind andere Anleihen, dass ihr Bäume hochklettern könnt und am höchsten Punkt in einem Salto abspringen könnt (ach… Erinnerungen…) oder die Rutschpartie durch ein Level, welche von der (nahezu) selben Musik wie im Nintendo64-Klassiker begleitet wird. - Nintendo versucht unter allen Umständen den Wii U-Kontroller zu nutzen.
Ach Nintendo, nun habt ihr mit der Wii U diesesDrecksteilTablet eingeführt, womit der Spieler “interaktiv” (Mini-Kotzreiz) mit dem Spiel umgehen kann, und dann habt ihr einfach keine Ahnung, wie ihr ihn nutzen könnt.
Darum baut ihr dieses an komplett nervigen und sinnfreien Spielstellen ein, nur um dem Tablet seine Daseinsberechtigung nicht abzusprechen.
Aber Nintendo und Kontroller-Design ist spätestens seit dem drei-armigen N64-Kontroller eine Geschichte voller Enttäuschungen… - Nintendo hat keine Ahnung von Benutzeroberflächen-Design.
Ich möchte den Entwicklerstudios nicht absprechen, dass diese Level und Spiele designen können. Aber Interaktionen mit dem Spieler sind wieder einmal ein Graus. Um hier nur bei nur zwei Beispiele zu bleiben:
Nach jedem beendeten Level müsst ihr (A) drücken, damit es weiter geht – denn ihr habt eh keine andere Wahl. Der Bildschirm ist grell-rot und bietet euch nur an (A) zu drücken. (Inspirationshilfe meinerseits: Manch einem wäre hier vielleicht eine “Level neustarten”-Auswahl lieb gewesen?!)
Nachdem ihr nun also wirklich das Level beendet habt, wird das Spiel gespeichert. Und erneut kommt hier ein großes Dialogfenster in euren Weg, welches euch mitteilt, dass das Spiel gespeichert wurden. Nach JEDEM VERF*CKTEN LEVEL DÜRFT IHR DIESEN DIALOG BESTÄTIGEN!
So viel zu meinem kleinen Ausflug in die (neue) Welt von Super Mario 3D World.
Zum Thema “Damsel in Distress” und Sexismus in Videospielen allgemein empfehle ich wärmstens die YouTube-Reihe “Damsel in Distress: Part 1 – Tropes vs Women in Video Games” von Anita Sarkeesian.
[Grafik © Nintendo™]